Die einen nutzen Gegenstände nur, die anderen identifizieren sich mit ihnen. Und wer häufig am Computer sitzt – ob für den Brotjob oder zum Zocken – hat vielleicht auch Lust, diesen optisch aufzupeppen. Dafür gibt es sogar eine eigene Szene rund ums Case Modding. Was darunter zu verstehen ist und wie du damit anfangen kannst, dein PC-Gehäuse zu individualisieren? Lies jetzt weiter!

Was ist Case Modding?

Unter dem Begriff “Case Modding” versteht man so viel wie das “Gehäuseverändern”. Dieses ist auf vielfältige Weise möglich. Zum einen kannst du dein PC-Case an sich umbauen. Zum anderen kannst du das eigentlich versteckte Innenleben sichtbar machen und sogar besonders inszenieren, etwa durch spezielle Beleuchtung. Erlaubt ist hierbei wie immer, was gefällt.

Einige treiben dieses Hobby sogar auf die Spitze und verwandeln gewöhnliche Alltagsgegenstände vom Bierkasten bis zur Mikrowelle in ein PC-Gehäuse. Diese extremen Umbauten werden in der Szene als Case Construction (CaseCon) bezeichnet, international finden sich diese besonderen Bauten auch unter dem Namen “scratch build”.

Inzwischen gibt es sogar richtige Wettbewerbe, so zum Beispiel die DCMM – die Deutsche Casemod Meisterschaft. Zudem hat sich dafür auch ein Markt entwickelt. Du kannst also vorbereitete Komponenten bestellen oder dir dein ganz individuelles Wunsch-Gehäuse auch komplett herstellen lassen. Willst du lieber selber Hand anlegen? Dann ist beim Case Modding neben einem gewissen technischen Know-how vor allem eine gute Portion Kreativität sowie ein klein wenig handwerkliches Geschick wichtig. Dann kann es schon losgehen.

Case Modding – so gestaltest du dir dein Traum-Gehäuse

Es muss ja nicht unbedingt gleich der PC im völlig abgefahrenen alten Röhren-Fernseher sein. Vielleicht reicht es dir auch, mit deinem Gehäuse eine fancy Lightshow abspielen zu können oder aber deine Lieblingsfarbe effektvoll eingesetzt zu sehen. Für vieles brauchst du auch gar nicht enormes Equipment. Welche Möglichkeiten dir, gerade als Beginner in diesem Bereich, offen stehen, wollen wir dir jetzt vorstellen.

Die farbliche Gestaltung beim Case-Modding

Es ist wohl der leichteste Einstieg in das Hobby des PC-Gehäuse-Gestaltens: ein neuer Anstrich. Dieser kann wortwörtlich mit Farbe bzw. Lack erfolgen. Du kannst aber auch (partiell) mit Folien und Aufklebern arbeiten. Hier gibt es zum Teil sogar vorgefertigte Sets, die auf verschiedene Standardgrößen für Tower-PCs passen. Bist du ein bisschen versiert in der Arbeit mit Grafiken? Dann kannst du auch deine eigenen Sticker erstellen und diese von einer Druckerei realisieren lassen.

Ob mit Farbe oder Folie – wichtig ist, dass du dein Gehäuse zunächst ordentlich reinigst. Aufkleber kannst du dann schon direkt aufbringen. Nutze hierzu am besten einen Rakel, um ein blasenfreies Finish zu erhalten. Eine individuelle Lackierung bedarf hingegen noch ein paar weiterer Vorbereitungen.

So muss die Oberfläche noch mit Schleifpapier ein wenig angeraut werden. Die technischen Komponenten sollten komplett ausgebaut werden. Andere empfindliche Stellen solltest du gründlich abkleben (z.B. mit Malerkrepp und Pappe). Schütze auch deinen Untergrund mit alten Zeitungen oder einer anderen geeigneten Unterlage. Falls du mit einer Sprühdose arbeitest, solltest du dies im Übrigen besser im Freien machen. Ob du nun das gesamte Gehäuse, bestimmte Flächen oder sogar (eventuell auch mithilfe einer Schablone) nur gewisse Details umgestaltest, ist ganz dir überlassen.

Tool-Tipps:

  • Zollstock oder Lineal
  • Papier/Pappe und Malerkrepp
  • Schutzbrille und Schleifpapier, ggf. Atemschutz
  • Cuttermesser oder Schere
  • Rakel und Folie
  • Lack oder Sprühdose, ggf. Pinsel

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Einen Blick ins Innere werfen durch Sichtfenster

Das Gehäuse kann aber nicht nur durch Farbe aufgemotzt werden. Es gehört schon fast zum guten Ton beim Case Modding, dass auch Sichtfenster eingebaut werden. Mindestens eine Seitenwand wird dazu gern durch Plexiglas ersetzt, manchmal auch deutlich mehr. Der Vorteil: Dieses Material ist sehr temperaturbeständig, stabil und bruchsicher, trotzdem aber leicht. Einzig eine gewisse Anfälligkeit für Kratzer hat es. Dafür lässt sich dieser Kunststoff aber wunderbar individualisieren.

So kannst du beispielsweise das Acrylglas in transparent oder milchig erhalten. Es gibt auch gefärbte Scheiben, teilweise sogar mit einem Gradienten. Diese lassen sich im Übrigen ebenso mit einer Folie zusätzlich verschönern. Eine andere Idee wäre, das normale Seitenteil aus Metall zurechtzuschneiden, sodass beispielsweise mittig eine Art Guckfenster entsteht, welches du dann mit dem durchsichtigen Kunststoff hinterlegen kannst. Einfache Formen lassen sich mit dem passenden Werkzeug schnell ausschneiden. Wünschst du dir etwas Komplexeres (z.B. das Logo deines Lieblingsgames), kannst du solche Vorhaben auch professionell mit CNC-Fräsmaschinen umsetzen lassen.

Tool-Tipps:

  • Schutzbrille
  • Metallschere, Metallsäge, Feile
  • ggf. Rakel und Folie
  • zum Reinigen weiche Putzlappen und milde Putzmittel

Lass dem PC-Case ein Licht aufgehen

Die Beleuchtung ist fast genauso essenziell beim Case-Modding wie ein Sichtfenster. Hier haben sich bereits viele vorgefertigte Bauteile etabliert, allen voran die RGB-Lüfter. Auf den Ventilatoren angebracht sind zahlreiche LEDs, die du per Fernsteuerung farblich einstellen kannst und im Betrieb ein wahres Lichtspektakel abfeuern.

Du kannst natürlich auch selbst bestimmen, wo und wie etwas in oder an deinem PC leuchten soll. Generell ein Licht aufgehen kann ihm durch Kaltkathoden-Leuchtstofflampen (auch CCFL-Leuchtstäbe genannt). Diese geben keine weitere Hitze ab und sind beliebig platzierbar. Gezielter bestimmte “Innereien” deines PCs in Szene setzen kannst du mit Spotlights, also einzelnen kleinen Lämpchen, die im Gehäuse montiert werden.

Um ein fast schon mystisches Glimmen zu erzeugen, arbeitest du am besten mit LED-Stripes. Diese sind für gewöhnlich selbstklebend und einfach mit einer Schere zu kürzen. Montiere sie zum Beispiel innen um dein Sichtfenster herum, sodass ein herrliches, indirektes Licht entsteht. Welchen Weg du auch wählst, eine Problematik hat das Light Modding stets im Gepäck – die Stromversorgung. Einige Varianten laufen mit Batterien, die aber entsprechend auch ihren Platz im Inneren finden müssen. Andere können am Mainboard angeschlossen werden, was aber nicht immer möglich ist. Dennoch lohnt dieser Eingriff häufig sehr, denn die Ergebnisse sind herrlich.

Tool-Tipps:

  • Schere
  • LED-Stripes
  • ggf. doppelseitiges Klebeband (um z.B. das Batteriefach unsichtbar am Gehäuse zu befestigen)

Technik, die beim PC-Modding begeistert

Jetzt geht es ans Eingemachte, denn für die folgende Idee solltest du bereits ein wenig Technik-Know-how mitbringen. Denn auch deine Komponenten lassen sich gestalten. Anfänger können am einfachsten mit der Grafikkarte oder der Kühlung starten. Der Effekt hierbei entsteht wieder durch Farbe und Licht.

Moderne GPUs verfügen meist über eine glatte Oberseite, an der sich auch keine Anschlüsse befinden. Diese lässt sich also vorsichtig umlackieren. Achtung auch hier: Empfindliche Bereiche drumherum sollten immer gut abgeklebt werden. Ob du eine ganze Fläche einfärbst oder vielleicht sogar mit viel Liebe zum Detail eine kleine Szenerie umsetzt – deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Aber auch die Wasserkühlung kann ein dankbares Objekt deines Case-Modding-Vorhabens sein. Denn hier kannst du zum Beispiel die Flüssigkeit durch spezielle, selbstleuchtende Schläuche durch dein Gehäuse führen. Alternativ lässt sich auch das Wasser an sich mit beispielsweise fluoreszierenden Stoffen versetzen, wodurch es aufregend unter dem entsprechenden Licht leuchtet. So oder so erzielst du mit solchen Maßnahmen einen fast schon futuristischen Look!

Tool-Tipps:

  • Malerkrepp und Schutzunterlage
  • Pinsel und Lack
  • geeignete Farbe zum Einfärben des Wassers

Ordnung ins Chaos bringen

Ob es nun der Einstieg oder aber der letzte Schliff beim Case-Modding ist – das Kabelmanagement solltest du nie vergessen. Denn es hat mit vergleichsweise wenig Aufwand einen enormen Effekt. Herrscht nämlich nicht länger völliges Chaos im Inneren deines PCs, lenkt auch nichts mehr von der übrigen Gestaltung ab.

Ein erster Schritt wäre es, deine Kabel zu sleeven, sie also nicht nur mit Kabelbinder zusammenzufassen, sondern eine spezielle Ummantelung aus Kunststoff über den Strang zu ziehen. Für noch mehr Ordnung kannst du auch eine doppelte Rückwand einziehen, hinter der die Kabel dann langlaufen. Und schließlich kannst du beim Netzteil die Sache noch abrunden. Hier empfiehlt sich eine modulare Variante. Dadurch verringern sich die nötigen Anschlüsse auf ein Minimum. Alternativ lassen sich auch Cover für Netzteile einbauen, hinter denen die hier zusammenlaufende Kabelage dann versteckt werden kann.

Tool-Tipps:

  • Sleeves oder Kabelbinder (gern wiederverwendbare)
  • Schere

Was du beim Case Modding noch beachten solltest

Case Modding ist ein Projekt, das mit viel Leidenschaft und Kreativität aus einem normalen Gebrauchsgegenstand schon fast eine Art Kunstobjekt machen kann. Willst du dich also auch gern einmal daran versuchen? Dann wollen wir dir zum Abschluss aber noch einen finalen Hinweis geben. Denn sobald du deinen PC baulich veränderst, giltst du rechtlich tatsächlich als Hersteller und musst allen Richtlinien entsprechen bzw. bis dafür haftbar. Allen voran betrifft das auch die EMV-Richtlinien, welche sich mit der elektromagnetischen Verträglichkeit von Betriebsmitteln beschäftigt.

Eine Katze liegt auf einem PC-Tower

Foto: © Redd , Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: unsplash.com

Sehr stark veränderte Gehäuse können diese eventuell nicht mehr erfüllen, weil sie beispielsweise nicht ausreichend die entstehende Hochfrequenzstrahlung eindämmen. Dadurch können sie Störungen bei elektronischen Geräten, Radios und Fernsehern oder generell im Funknetz der Umgebung verursachen. Gehe hier also immer sicher, dass deine Umbauten stets fachgerecht sind. Übrigens: Gleiches gilt auch in die andere Richtung, denn extrem veränderte Gehäuse sind dadurch oft auch weniger störresistent. Damit dein Case Modding also auch langfristig funktioniert, hol dir gegebenenfalls Rat von Fachpersonen ein.

Weiterführende Links
www.de.wikipedia.org/…/Case_Modding
www.moddingfreax.de/case-modding/
www.praxistipps.chip.de/casemodding-die-besten-tipps_48931
www.tipps.computerbild.de/…/was-ist-case-modding-573631.html